Es ist Sommer und wie jedes Jahr wird es im Juni bunt und laut: Im „Pride Month“ machen Partys und Paraden aufmerksam auf die Situation und Rechte von Homo-, Bi- und Transsexuellen sowie von allen anderen aus der facettenreichen LGBTQ+-Community. Die Szene feiert selbstbewusst und voller „Pride“ den offenen Umgang mit ihrer sexuellen Identität und wirbt für die Vielfalt in der Gesellschaft.
Mit dem Pride Month machen queere Menschen aber auch auf bestehende Vorbehalte, Ungerechtigkeiten und Probleme aufmerksam. Denn obwohl rund sieben bis zehn Prozent der Bevölkerung zur LGBTQ+-Community zählen, gehören Homophobie und z. B. Transfeindlichkeit immer noch zur Realität – auch bei uns in der Branche.
Die IT-Branche ist männlich. Homophobie leider auch.
Woran könnte das liegen? Wie wir in einem kürzlich erschienenen Blogbeitrag etwas konsterniert festgestellt haben, ist die vermeintlich tolerante und queerfreundliche IT- und Tech-Branche männlich, sogar sehr: Weniger als 20 Prozent sind weiblich. Und Männer neigen offenbar eher als beispielsweise Frauen dazu, Minderheiten z. B. durch Sprüche zu diskriminieren. Auch Studien konnten belegen, „dass Männer häufiger homophobe Einstellungen haben“. Zwar haben wir keine Statistiken darüber gefunden, wie viele Diskriminierungsklagen speziell in der IT-Branche angestrengt wurden. Aber gesamtwirtschaftlich betrachtet hat sich die Zahl aller Diskriminierungen am Arbeitsplatz in den letzten 20 Jahren trotz politischer Liberalisierung kaum verändert. Nach einer Studie des Kölner Instituts für Diversity- und Antidiskriminierungsforschung erfährt rund ein Viertel aller Schwulen und Lesben über alle Branchen hinweg Ausgrenzung am Arbeitsplatz. Noch schlimmer ist es für die Transsexuellen, bei denen jeder Dritte Diskriminierung erlebt hat, 14 Prozent sogar in Form von körperlicher Gewalt.
Queere Menschen scheinen die IT zu meiden
Das hat Folgen: Viele queere Menschen sind aus Selbstschutz vor allem in jenen Bereichen beruflich unterwegs, die als liberal gelten, wie beispielsweise Gastronomie, Gesundheit, Bildung oder Kultur – hier ist ihr Anteil besonders hoch. Im Umkehrschluss bedeutet das allerdings (mutmaßlich) auch: Dort, wo die Rahmenbedingungen aus queerer Sicht offensichtlich nicht so gut sind, arbeiten auch wenige LGBTQ+-Menschen. Und wie eine 2017 veröffentlichte, repräsentative Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW) zeigt, sind mit weitem Abstand am wenigsten Schwule, Lesben und Transsexuelle, nämlich nur 3 Prozent, im (von IHK und Statistischem Bundesamt „traditionell“ so zusammengefassten) Berufsfeld „Naturwissenschaften, Geografie und Informatik“ tätig. Dazu zählen zum Beispiel auch Informatiker, Softwareentwickler und Anwendungsberater. Es scheint also tatsächlich so zu sein, dass die IT-Branche für queere Menschen – abgesehen z. B. von zweifelsohne vorbildlichen Branchenriesen wie IBM Deutschland oder SAP – (noch) nicht attraktiv genug sei. Und das muss sich ändern.
Bewusstsein für Queerness schaffen und diverse Unternehmenskultur fördern
Viele Queere verheimlichen ihre sexuelle Orientierung am Arbeitsplatz aus Angst vor Diskriminierung, Mobbing und Ausgrenzung durch Kolleginnen und Kollegen. Das führt zu Stress und psychischen Belastungen – und dazu, dass sie ihr Potenzial nicht voll nutzen. Unternehmen sollten deshalb eine Kultur des Vertrauens und des Respekts schaffen, in der jede(r) zu ihren/seinen Neigungen stehen und sich outen kann, wenn er/sie/es das möchte. Dazu gehört vor allem, das Thema in der internen und externen Kommunikation auf der Agenda zu haben und Aufklärungsarbeit zu leisten. Durch Diversity Management, z. B. Workshops und Coachings, können Belegschaften sensibilisiert werden. In größeren Unternehmen lohnt sich sogar der Aufbau eines eigenen LGBTQ+-Netzwerks, welches das Thema forciert und an das man sich im Bedarfsfall wenden kann. Auch die Zusammenarbeit mit und die Unterstützung von externen Netzwerken der Community ist empfehlenswert.
Diverse Teams sind erfolgreicher – und die Zukunft ist queer
All das ist nicht nur in unser aller Interesse als Gesellschaft, sondern es lohnt sich auch konkret für die Unternehmen: Zufriedene, als ganze Persönlichkeit inklusive der sexuellen Orientierung wertgeschätzte Menschen sind motivierter und produktiver. Firmen, die Diversität und Inklusion leben und vorleben, entsprechen dem Zeitgeist. Sie sind modern und erfolgreicher – und adressieren eine wachsende Zielgruppe. Denn der Trend ist eindeutig: Bei einer Umfrage der Statista Global Consumer Survey gaben 13 Prozent der Generation Z (Jahrgänge 1995–2012) in Deutschland an, sich als LGBTQ+ zu identifizieren. Bei internationalen Umfragen liegen die Werte sogar noch höher: In den USA beispielsweise sagt sogar jeder Fünfte aus dieser Generation, er sei LGBTQ+.
Nicht nur deshalb ist es sowohl ethisch als auch wirtschaftlich gesehen überaus lohnend, queere Mitarbeiter zu unterstützen. Oder anders gesagt: Pride Month ist nicht nur im Juni – sondern das ganze Jahr!
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