Low Code und Citizen Developer – ernsthafte Konkurrenz für Profi-Coder?

Visuelle Entwicklung per Low Code ist weiter im Kommen. Sind die Citizen Developer die Zukunft der Software Entwicklung? Wir gehen der Sache auf den Grund.

No Code, Low Code und die zugehörigen Citizen Developer sind seit drei, vier Jahren großes Thema in der IT-Branche. Denn Low Code-Development scheint eine sehr zeit- und damit kostensparende Alternative zur klassischen Softwareentwicklung zu sein. Wo liegen die Vor- und Nachteile? Und können die Laien-Anwender für Vollzeit-Programmierer ernsthaft zur Konkurrenz werden?

No Code und Low Code: konfigurieren statt programmieren

Etabliert wurde der Begriff Low Code vom Marktforschungsunternehmen Forrester Research im Jahr 2014. Gemeint ist damit die Erstellung von einfachen Anwendungen ganz ohne oder mit nur sehr rudimentären Programmierkenntnissen. Software, Web-Anwendungen oder Apps werden mit visuellen „Applikationsdesign-Werkzeugen und anderen grafischen Modellierungsverfahren ermöglicht, anstatt textbasierte Programmiersprachen zu verwenden“, beschreibt Wikipedia es ein wenig förmlich.

Etwas anschaulicher gesagt: Im Gegensatz zum Hand-Coding klickt sich der Nutzer mit einem Editor bzw. Baukasten-System seine Anwendung zusammen, per Drag-and-Drop. Bei No Code-Plattformen sind hierfür gar keine Programmcodes notwendig, bei Low Code-Tools nur wenige, wie die beiden Namen es bereits verraten. In der Praxis werden die Begriffe sogar oft synonym verwendet.

Citizen Developer: IT-affine Nicht-Programmierer

Benutzt haben wahrscheinlich die meisten von uns Low Code-Tools bereits, ohne es zu ahnen. Typische Beispiele sind Homepage-Baukästen oder CMS wie das populäre WordPress. Auch für Apps gibt es schon Baukästen wie AppyPie oder GoodBarber. Die Anwender dieser No Code- oder Low Code-Plattformen werden Citizen Developer genannt und verfügen über nur wenig Programmier- bzw. IT-Kenntnisse.

So hat das Handelsblatt zu diesem Thema einen Artikel mit dem Titel „Programmieren für Dummies“ herausgebracht. Meist handelt es sich aber nicht um absolute Laien, sondern schon um Entwickler, „Power-User“ oder Angestellte aus der jeweiligen Fachabteilung, zumindest aber IT-affine Mitarbeiter, die sich das Low Code-Wissen über Schulungen und Learning-by-doing aneignen.

Das Potenzial von Low Code scheint riesig: Die IT-Marktforscher von Gartner gehen zum Beispiel davon aus, dass der Weltmarkt für Low Code allein in diesem Jahr 2021 um 23 Prozent zulegt. 2025 sollen laut Gartner sogar etwa 70 Prozent aller neuen Anwendungen auf dem „Low Code-Prinzip“ basieren. Wie erklärt sich der große Erfolg?

Low Code ist die „demokratische“ Antwort auf die Digitalisierung

Wesentlicher Vorteil von Low Code ist die Schnelligkeit in der Entwicklung: Bis zu zehnmal schneller als klassisch programmiert lassen sich neue Anwendungen bereitstellen, in Einzelfällen auch noch deutlich flotter. Das spart massiv Kosten und beschleunigt die internen Prozesse merklich. Und: Es steigert die Digitalkompetenz in den Unternehmen, was als vielleicht größter Benefit gilt. Denn die Citizen Developer kennen die Bedürfnisse ihrer Kunden und Kollegen viel besser als zum Beispiel externe Entwickler und können punktgenau auf ihre Abteilung bezogene Geschäftsanwendungen oder Workflows entwickeln – und zwar (relativ) unabhängig von der IT-Abteilung. Viel mehr Mitarbeiter können insgesamt an der Digitalisierung teilhaben und eigene Ideen umsetzen. Experten sprechen in diesem Zusammenhang sogar von der „Demokratisierung der IT“.

Diese gestiegene Digitalkompetenz kommt vielen Unternehmen gerade recht, denn mit zunehmender Digitalisierung ist die Zahl der internen IT-Projekte in jüngster Zeit teils massiv gestiegen, mitunter so stark, dass sie mit dem klassischen Entwicklungsmodell oft gar nicht mehr geleistet werden könnte. Zumal erfahrene IT-Fachkräfte nach wie vor extrem begehrt sind, wie wir als führender IT-Personaldienstleister nur zu gut wissen.

Unser Fazit: Low Code bleibt auf dem Vormarsch, aber ohne Profis geht es nicht

Die Citizen Developer sorgen, gerade auch unter Anbetracht des IT-Fachkräftemangels, also in erster Linie für Entlastung der chronisch gestressten IT-Abteilungen. Aber dies selbstverständlich, ohne die ausgebildeten und erfahrenen Profi-Coder zu ersetzen. Sondern vielmehr als unkomplizierte, weitgehend eigenständig arbeitende Ergänzung für eher einfache Projekte. Entsprechend ist die Meinung der meisten IT-Experten zu Low Code positiv – hilft es doch den Profis, sich auf andere Aufgaben zu konzentrieren.

Wer neugierig geworden ist: Einen sehr informativen Überblick über die wichtigsten Low Code-Plattformen, unter anderem von OutSystems, Microsoft, Mendix und Salesforce, bietet die Computerwoche.

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